„Vom Blitz getroffen!“ – Predigt am Gedenktag des Hl. Norbert von Xanten

Bild: Joachim Schäfer – Ökumenisches Heiligenlexikon

Der Blitz schlägt ein – gewaltige Veränderung

Am vergangenen Sonntag ist der Blitz in gleich zwei unserer Kirchtürme hier in der Pfarreiengemeinschaft Ochsenfurt eingeschlagen. In Maria Schnee, wo alles glimpflich verlief. Und in St. Andreas, wo es neben dem Läutwerk auch Teile der Elektronik zerschossen hat. Es ist nicht schön und sicher kostspielig.

Doch manchmal braucht es einfach einen Schlag, damit sich im Leben etwas ändert. Diese Erfahrung hat schon Paulus gemacht, als er von einem Licht, das er vorher nicht kannte, geblendet wurde.

Eine solche Erfahrung machte auch der Heilige des heutigen Tages – Norbert von Xanten, in dessen Lebensbeschreibung datiert ist, dass er mit dem Pferd von Xanten nach Vreden im Münsterland unterwegs war, als plötzlich und unerwartet der Blitz unmittelbar neben ihm einschlug.

Veränderungen im Leben des Norbert von Xanten

Dieses einschneidende Ereignis hat sein Leben verändert. Aus dem Adel stammend und für das geistliche Leben vorgeprägt, genoss er dennoch als Kanoniker ein stattliches Vermögen, musste nicht sparen und durfte im Gegensatz zu anderen Ordensleuten vornehme Kleidung tragen und Fleisch verzehren. Mit den Annehmlichkeiten ist es für ihn aber bald aus – aus freiem Entschluss. Denn nach seinem Blitzschlagerlebnis gibt er seine höheren Stellungen auf, verzichtet auf Wohlstand und überlässt den Armen sein Vermögen. Er erfüllt, was Jesus im heutigen Evangelium fordert:

Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein.

Bibel Einheitsübersetzung (Lk 14,26)
Berufung gibt es nicht „light“

Es ist nicht leicht, die Berufung im Sinne Jesu zu leben. In unseren Tagen hört man oft: „Die Kirche müsste doch einfach nur die Zulassungsbedingungen ändern und dann würden wieder mehr Leute im Dienst der Kirche stehen.“ Wenn ich die Mahnung Christus betrachte, sehe ich diesen Weg nicht. Für Jesus gibt es keine Berufung in der Version „light“ wie wir zuckerfreie Getränke oft titulieren. Berufung ist für Jesus immer „original“ und noch mehr: „ziemlich fordernd“.

Jesus will, dass Berufene ganz und gar in seiner Nachfolge stehen. Und dafür gab es zu jeder Zeit Menschen, die sich darauf eingelassen haben. Ein Mitbruder von mir aus dem Priesterseminar hat seine gute Stellung bei der Bundesbank in Frankfurt aufgeben, um Priester zu werden. Der Heilige Franziskus gibt seinem reichen Kaufmannsvater seinen Besitz zurück und entkleidet sich vor dem Bischof, um sich ganz und gar – radikal – Christus zu verschreiben. Und Norbert von Xanten streift anfangs als Bußprediger barfuß, Frieden stiftend und Dämonen austreibend durch die Lande, wie es Jesus von den Aposteln in der Aussendungsrede (Mt 10,7-14) fordert, wo es in einem Satz kurz und bündig heißt:

Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.

Bibel Einheitsübersetzung (Mt 10,8b)
Übernehmen heute andere Player die Radikalität in einer konsequenten Lebensführung?

In Zeiten der sogenannten Mendikantenbewegung im Mittelalter als die Bettelorden der Franziskaner und Dominikaner entstanden, sprach das authentische und radikale Zeugnis dieser Männer und Frauen zahlreiche Menschen an. Heute hat sich diese Radikalität scheinbar in weltliche Vereinigungen wie „fridays for future“ oder „letzte Generation“ verschoben, die einen radikalen Lebenswandel von uns Menschen fordern.

Manchmal muss wahrlich der Blitz neben einem einschlagen, damit sich etwas verändert

Für Paulus und Norbert von Xanten ist hingegen klar gewesen: Veränderung beginnt am eigenen Leib und mit einem entscheidenden Moment. Manchmal muss wahrlich der Blitz neben einem einschlagen, damit sich das eigene Leben verändert.

Es ist also wahrlich nötig, hinzuschauen und aufzumerken, wenn Gott uns Zeichen schickt, weil er uns anstupsen will, um unser Leben zu verändern.

Norbert von Xanten führte es aus seiner Heimat Xanten über Siegburg, Köln bis nach Prèmontrè in Frankreich, wo er mit seinen 13 Gefährten eine neue Gemeinschaft, nämlich die der Prämonstratenser, gründete. Seit dem eindrücklichen Blitzschlag und dem Fall vom Pferd war wie vom Blitz geleitet mit einem unbändigen Taten- und Wanderdrang unterwegs, um sich selbst, seine Gemeinschaft und später als Bischof von Magdeburg auch seine Diözese geistlich zu erneuern. Er schaffte es mit strengem Eifer, gewissenhafter Amtsführung und beharrlicher Geduld. Er schaffte es, weil er seine Ohren aufgemacht hat für den Ruf Gottes und weil er den entscheidenden Zeitpunkt genutzt hat, um Jesu Auftrag zu entsprechen.

Norbert gibt ein authentisches Beispiel eines Berufenen

Norbert war bereit zum Tragen seines Kreuzes, wie es der Herr gefordert hat.

Er hat sich ein festes Fundament bereitet und an diesem weitergebaut.

Er hat auf seinen Besitz verzichtet, um sich von Christus versorgen zu lassen.

Und er hat niemals den Geschmack verloren an Christi Würze.

Welche Erlebnisse und Erfahrungen mit Christus hast du gemacht und hast du deine Ohren für seinen Ruf aufgemacht?

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