„Trost“ – Predigt zum Zweiten Adventssonntag

Trostzuspruch durch göttliche Boten

„Tröstet, tröstet mein Volk“, lässt der Prophet Jesaja im Namen seines Gottes dem Volk Israel – dem Gottesvolk – ausrichten. Er lässt damit das Volk, das im babylonischen Exil gefangen ist und einiges durchzumachen hat, den Trost eines mitfühlenden Gottes erfahren. Sie sollen und dürfen spüren: Gott, dem Allmächtigen, ist es nicht egal, was im Leben passiert. Er steht an deiner Seite und will sich dir zuwenden. Wie ein Geliebter, der seine Schulter für den bereithält, der Trost erfahren will, weil er oder sie im Leben gerade einiges durchzumachen hat, so will Gott für sein geliebtes Volk sein.

Ein Auftrag für Seelsorger

„Redet Jerusalem zu Herzen“, spricht Jesaja. Der göttliche Prophet soll also bei der Verkündigung der Worte Gottes gefühlvoll vorgehen. Er soll Worte finden, die dem Volk zu Herzen gehen. Ist das nicht ein Auftrag für alle in der Seelsorger? Gerade in der Arbeit mit Sterbenden und Trauernden, im Trauergespräch und bei Beerdigungen braucht es doch gerade diese Haltung. Mir persönlich ist gerade dieser Dienst sehr wichtig und deshalb investiere ich gerne Zeit in eine gute Arbeit der Trauerbegleitung und vor allem in die Beerdigungsansprachen. Mir tut es weh, dass diese Sicht leider nicht mehr gänzlich in unserem Bistum und auch von einigen meiner priesterlichen Mitbrüder geteilt wird, weil so viele Aufgaben erledigt sein wollen.

Johannes – eine trostreiche Botschaft für das Volk

Die tröstliche Aussage des Propheten will aber für alle gelten. Im Umgang miteinander sollen Worte gefunden werden, die die Herzen erreichen, um Gott im Leben der Menschen erfahrbar werden zu lassen. Die Aussage und das Wort Jesajas ist daher keine leere Versprechung oder Vertröstung. Er spricht davon, dass eine Stimme in der Wüste rufen wird: „Bahnt den Weg des Herrn, ebnet in der Steppe eine Straße fürden Herrn.“ Es sind die Worte, die der nächste Prophet sprechen wird, der uns im heutigen Evangelium vorgestellt wurde: Johannes der Täufer – der Vorläufer Jesu. Er ist es, der das Volk Israel vorbereiten wird auf den wahren Trösterdes Volkes. Auf Jesus, den Christus, der in seiner Fleischwerdung den Menschen ganz nahe kommt und durch den Gottes Trost Fleisch und Blut annimmt. Er, der Mensch wird, um den Menschen intensiv zu Herzen zugehen. Dieser Vorbereiter des Heilands mahnt und ruft auf, ohne Makel und Fehler zu leben und sich für Frieden einzusetzen. Was für ein Aufrufauch in unserer Zeit!

Der Spagat in der Verkündigung unserer Tage

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben, es ist eine verrückte Zeit, inder wir leben – und das schon seit vielen Jahren. Einerseits merke und spüre ich eine Kirche, die – wie noch nie – danach aus ist, den Menschen Trost und Halt zu spenden. Eine Kirche mit pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die stets neue Wege suchen, um mit den Menschen in Kontakt zu kommen. Die zuhören, um Worte der Ermutigung und des Trostes zu finden. Und in der sich auch viele authentische Persönlichkeiten für Tag mühen, Gottes frohe und trostreiche Botschaft des erfüllten Lebens an die Frau und den Mann zu bringen. Gleichzeitig wundert mich in vielen Fällen aber auch, dass bei vielen – auch bei uns vor Ort – nichts davon ankommt. Sie können in dieser Institution keinen Trost für ihr eigenes Leben finden oder fühlen sich von den Worten des göttlichen Personals nicht angesprochen. Mich schmerzt das immer wieder. Manchmal frage ich mich als Priester, was ich denn noch alles tun sollte, um die Herzen der Menschen zu erwärmen und zu erreichen.

Der Trost bei allem Tun

Doch da wird mir dann oft auch klar: Du kannst das gar nicht allesmachen. Es liegt in den Händen eines Anderen, der der wahre Trostgeber ist. Wie Johannes nur hingewiesen und verwiesen hat, so sehe ich meinen Dienst als einen hinweisenden Dienst. Und im persönlichen Leben solltees nicht anders sein. Manchen Trost kann man spenden, manches gute Wort sprechen und manche helfende Tat tun. Doch es wird auch immer Menschen geben, die sich davon nicht ansprechen lassen oder denen das nichts gibt. Ein anderes Wort des Propheten Jesaja gibt mir selbst Trost: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ Ist die Lage auch manchmal verfahren und trostlos, weiß ich, dass eineran der Seite ist, der tröstet. Ihn verkünde ich und ihn dürfen auch wir verkünden.

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