Freude, die von Herzen kommt und zu Herzen geht

Adventspredigt am 3. Adventsstonntag „Gaudete“ zum Thema „Freude“

Sicherlich hast du ganz unterschiedliche Menschen vor deinem geistlichen Auge, wenn du an das Thema „Freude“ denkst. Da gibt es bestimmt einige überschwenglich-freudige Menschen, die irgendwie immer gut drauf sind. Es sind Menschen, die jederzeit mit einem Grinsen um die Ecke kommen können. Menschen, die mit ihrer dauerhaften Freude den Raum positiv verändern können. Es sind wahre Stimmungskanonen, die vor Freude sprudeln und die diese auch an alle weitergeben wollen.

Weiter gibt es aber auch genau das Gegenteil. Menschen, denen fast nie ein Lächeln über die Lippen kommt. Menschen, die von einer tiefen, innerlichen Trauer geprägt sind oder die sprichwörtlich zum Lachen in den Keller gehen.

Dazwischen gibt es Menschen, die weder überschwengliche Freude oder Trauer aufweisen. Es kommt bei ihnen auf die Stimmung und den Anlass an, damit sie ihre Emotionen zeigen können.

Freude kann ganz unterschiedlich erlebt werden

Mir persönlich entspricht jene Sicht und daher kann ich mich darin gut wiederfinden. Und ich muss an Gegebenheiten denken, bei denen Menschen von jetzt auf gleich ein Lächeln über die Lippen kommt. So war es etwa schon öfters bei alten und kranken Menschen, wenn ich ihnen die Eucharistie gebracht habe. Es war in ihren Augen und dann auch anhand ihres Lächelns auf den Lippen abzusehen, dass sie nun von einer besonderen, ja innerlichen Freude, erfüllt waren. Oder ich denke an Trauergespräche, bei denen die Trauer völlig normal und verständlich sichtbar war. Doch als es um die Lebensgeschichte des Verstorbenen ging, da konnte man mit einem Lächeln sprechen, weil die Person einfach mit Humor und einer postiven Lebenseinstellung gesegnet war. Deshalb kommt sogar in dieser Situation der Trauer ein Lächeln über die Lippen und es kann mit Freude über die reiche Lebensgeschichte gesprochen werden.

Freude ist also ein großes Wort und kann ganz unterschiedlich gesehen werden. An diesem Sonntag mit dem Namen „Gaudete“ werden wir schon im Eröffnungsvers der Hl. Messe zur Freude aufgerufen. Dort heißt es:

Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!
Denn der Herr ist nahe. (Phil 4,4-5)

Es ist eine besondere Freudenerfahrung des Apostels Paulus, von der wir nachfolgend in der Zweiten Lesung des Tages hören werden. Denn diese Freude ist eine Freude, die einen anderen Sitz im Leben hat. Die also nicht rein in die weltliche Dimension dieser Zeit und Welt reicht, sondern die ihren Anker der Freude noch in einer anderen Sphäre verortet hat.

Die ersehnte Freude des Propheten Zefania

Dazu stimmt uns der Prophet Zefanja im Hören der Ersten Lesung trefflich ein. Wie seine anderen Prohetenkollegen, so hat auch Zacharja zu seiner Zeit eine schwierige Aufgabe. Mitten in dunklen Zeiten, in denen es oft drunter und drüber geht, soll er den göttlichen Auftrag zur Umkehr zu den Menschen tragen. Doch gleichzeitig soll er die hoffnungsvolle Zusage der Zuwendung zu den Menschen verkünden. Eine Herkulesaufgabe. Ja, wirklich eine Herausforderung, für deren Erfüllung es einen Helden braucht, der das schafft. Zefanja versucht es, indem er sich an den Ankerpunkt seiner Freude erinnert. Es ist für ihn die tiefe Freude in seinem Herzen, weil er einen Gott erlebt hat, der ihm zugewandt ist. Der ihn tröstet. Der ihn nicht im Stich lässt, sondern auch wieder hochzieht, wenn er tief unten angelangt ist. Ja, ein Gott, der ihn zur Freude führt. Diesen Gott präsentiert der Prophet dem Volk, wenn er sagt:

An jenem Tag wird man zu Jerusalem sagen:
Fürchte dich nicht, Zion!
Lass die Hände nicht sinken!
Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte,
ein Held, der Rettung bringt. (Zef 3,16-17)

Von einer Freude, die auch in Bedrängnis aufkommen kann

Noch eine tiefer gehende Freude weist Paulus auf, wie wir zu Beginn gehört haben. Paulus ruft seiner Gemeinde von Philippi zu:

Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!
Noch einmal sage ich: Freut euch! (Phil 4,4)

Zu jeder Zeit sich im Herrn freuen. Das wird für Paulus konkret, wenn wer seiner Gemeinde mitten aus dem Gefängnis diese Zeilen schickt. Eigentlich könnte er ja auch in einen Trauerhymnus einstimmen, denn sicher hat er mit Qualen zu kämpfen. Und sicherlich wird er besorgt sein, was aus denen wird, die ihm anvertraut sind. Doch Paulus hat die tiefe Erfahrung gemacht, dass er sich zu jeder Zeit im Herrn freuen kann. Es kommt aus seiner umwerfenden Erfahrung seiner Bekehrung, in der er gespürt und erlebt hat, dass sich Gott ihm zuwendet und dass er sein Leben von Grund auf erneuert. So ist er Jesus besonders nahe und spürt ihn auch in der Bedrängnis ganz intensiv. Daher kann er auch aus dem Gefängnis zur Freude aufrufen.

Freude muss authentisch sein, um anzukommen

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, als Christen sind wir zur Freude aufgerufen. Uns soll man anmerken, dass wir von freudiger Erwartung auf das Kommen des Herrn erfüllt sind. Hier hat bereits der Religionskritiker Friedrich Nietzsche recht, wenn er sagt: „Die Christen müssten erlöster aussehen, wenn ich an ihren Erlöser glauben sollte.“ Und ja er hat Recht. Oft schauen gerade kirchliche Würdenträger griesgrämig und es scheint keine Freude aus ihrem Herzen zu strömen. Hier gibt es also so einiges zu tun und sich von einer wahren „Freuden-Kur“ der christlichen Botschaft erfüllen zu lassen.

Das muss ja nicht zugleich heißen, dass wir immer und überall lächelnd durch die Gegend ziehen. Denn auch hier kann man ja fragen, ob das wirklich gesund ist. Oder ob nicht gerade diese Person es nicht zulassen will, dass sie auch einmal schwierige und schlechte Zeiten durchzustehen hat. Nicht selten dient ja das aufgesetzte Grinsen dazu, die eigentlichen Probleme und Schwierigkeiten einer Maske gleich zu verbergen.

nüchterne Freude am Beispiel Johannes des Täufers

Mir scheint, dass die Freude, um die es an diesem Sonntag geht, eine nüchterne, aber sehr ehrliche Freude ist. Deutlich wird mir dies am Beispiel Johannes des Täufers. Seine Botschaft ist nüchtern und gar trocken. Er mahnt recht deutlich und hat passende Beispiele für die parat, die nach der Taufe zur Vergebung der Sünden ihr Leben dann auch wirklich ändern wollen. Denn es sind ja konkrete Menschen, die auf ihn zukommen und wissen wollen, welche Veränderung sich durch die Taufe zeigen soll. Den Einen empfiehlt er das Teilen von Kleidung und Nahrung. Anderen die Mäßigung, nämlich nicht mehr zu verlangen als einem zusteht. Und den Anderen lehrt er die Haltung des würdevollen Umgangs selbst mit Menschen, die als Feind betrachtet werden. Dieser Vorläufer Jesu weiß, dass wahre Freude nur dann aufkommen kann, wenn sie von den Konsequenzen der Taufe weiß. Es ist eine nüchterne Freude, die aber nicht zur Ernüchterung führen soll. Vielmehr führt sie viel weiter, nämlich auf Jesus hin. Denn Johannes weiß, dass sein Dienst nur wegweisend sein kann. Er weist auf Jesus und bereitet seinem Kommen den Weg – voller Freude.

Schwestern und Brüder im Herrn, genau diese Freude wird uns an diesem „Gaudete-Sonntag“ zugesprochen. Es ist eine Freude, die eine Brücke von dieser Erde zum Himmel baut. Denn bekanntlich kann die Freude ganz neue Dimensionen erschließen und weiter reichen als wir es uns vorstellen.

Nehmen wir den mehrfachen Aufruf zur Freude ernst und leben wir ihn erfüllt in unserem konkreten Tun.

Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt,
wird eure Herzen und eure Gedanken
in Christus Jesus bewahren. (Phil 4,7)

Gaudete – Freut euch (zu jeder Zeit)! Lasst die verinnerlichte Freude aus eurem Herzen heraus und in eure Umgebung kommen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert