Wo leiden wir in unseren Gemeinden? Was stirbt und geht zu Ende?

Bild: pixabay
Das Bild „Die Nacht am Ölberg“ von Sieger Köder

Gestern Abend bei der Ölbergandacht haben wir das Bild „Die Nacht am Ölberg“ (Bild siehe: https://shop.verlagsgruppe-patmos.de/die-nacht-am-oelberg-619581.html) des Künstlers und Priesters Sieger Köder in den Blick genommen und vielleicht habt ihr, Schwestern und Brüder, das Bild zuhause noch betrachten können. Jesus ist dort noch lebendig, doch die Nacht hat sich tief um hin herum ausgebreitet. Dunkel geworden ist nicht nur diese Umgebung im Ölbergsgarten, sondern auch in ihm selbst. Seine Augen: pechschwarz, wie das Schicksal, das er erleiden muss. Sein rotes Gewand lässt schon erahnen, was auf ihn zukommt: sein blutiger Tod am Holz des Kreuzes.

Eindrücklich haben wir heute diese Leidensgeschichte in der Johannespassion mitsamt der Besinnungstexte und Lieder betrachtet. Wir haben uns hineinnehmen lassen in den großen Weg, den der Schmerzensmann gehen muss. Und wir haben diesen Weg auch betrachtet, wenn wir heute und an diesen Tagen den Kreuzweg beten.

Noch ist alles lebendig

Beim gestrigen Bild, in dem gerade die mächtigen Stämme der Ölbäume zu sehen waren, ist alles noch lebendig. Dicke Stämme ragen nach oben. Zeige verästeln sich und spannen sich zu einem Schutzmantel über den Todeskandidaten, der da mit gefalteten Händen zum himmlischen Vater betet. Ja, dem er sich ganz und gar anvertraut.

Eine vertraute Kulisse im Gemeindealltag

Manchmal kommt uns diese Situation auch in unseren Gemeinden so vor. Auch wir bangen immer wieder um die Zukunft. Manche fühlen sich alleingelassen von ihren Glaubensgeschwistern, vom Seelsorgepersonal und sogar von Gott. Nicht jeder Mensch scheint sich Gott so anvertrauen zu können, wie es Jesus in Getsemani tut. Ja, auch in unseren Gemeinden haben wir einen schmerzhaften Prozess und Weg vor uns. Sicher geht es uns nicht wie Jesus auf seinem Kreuzweg, doch ist auch unsere Zukunft als Gemeinde ungewiss geworden. In den Zeiten, in denen Gemeinden immer mehr fusionieren, nicht alle Kirchen in Zukunft gehalten werden können und wohl auch nicht mehr überall ein verlässliches Angebot an Gottesdiensten und Möglichkeiten zum Zusammenkommen gewährleistet werden kann, bangen und ringen wir miteinander um die Zukunft des gelebten Glaubens in unseren Breitengraden. Und ja: auch eine Realität wird sein: So manches in unseren Gemeinden wird sterben, auch wenn es für uns schmerzlich und leidvoll sein wird. In unseren großen Räumen, bei sinkenden Gläubigenzahlen und sinkendem Personal können wir weder alle Gebäude noch alle Aktionen halten und versorgen.

Ein Spannungsbogen zwischen Todesgewissheit und neuem Leben

Wir bewegen uns also in einem Spannungsbogen von Sterbeprozess und Wachstumsprozess zum Neuen. Und dafür sind wir als Christen doch gut gerüstet: Denn der Weg vom Leiden über das Sterben hin zum Leben und zur Auferstehung ist uns nicht unbekannt. Jesus hat den Weg vorgegeben: der Hoffnung und dem Leben entgegen.

Hoffnung blüht auf

Das Bild, das ihnen nun ausgeteilt wird, es spricht davon. Unter dem Thema „Gerechtigkeit erleuchtet die Finsternis“ (Bild siehe: https://shop.verlagsgruppe-patmos.de/die-rose-aus-dem-toten-stamm-619841.html) hat es ebenfalls der Künstler Sieger Köder gestellt. Im Hintergrund zu sehen: ein gefällter Baum. Ein dunkler Strudel am Horizont, der aber bereits durch eine helle Blase aufgebrochen wird. Und vorne der Baumstumpf, aus dem sich eine weiße Rose den Weg bahnt. Sie hat einen festen Grund. Sie zehrt vom Baumstumpf und lässt erahnen, dass es nicht beim Tod des Baumes bleiben muss. Neues bricht sich den Weg und blüht auf.

Ein Bild, das uns morgen in der Osternacht näher beschäftigen wird. Dann, wenn wir uns fragen: „Wo lassen wir Hoffnung aufkommen? Was darf an Neuem durchbrechen?“

Gebet

Sprechen wir dazu zum Abschluss das Gebet auf der Rückseite des Bildblattes:

Barmherziger Gott, Ursprung und Schöpfer allen Lebens, du lässt Hoffnung aufblühen, wenn wir ohne Zuversicht sind. Du bist das Licht, das leuchtet, wenn das Dunkel uns umfängt. Unterbrich uns durch dein Wort und lehre uns, das Schöne zu sehen. Gib uns Vertrauen in dein Wort und zeige uns den rechten Weg. Stärke uns mit deinem Wort und steh allen bei, die sich für Gerechtigkeit einsetzen.

Barbara Janz-Spaeth

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