Der Startpunkt der heiligen drei Tage – ein besonderes Zeichen.
An diesem Gründonnerstag haben wir uns hier in unserer Kirche versammelt, wie wir es auch sonst im Jahr tun. Doch zugleich wissen wir, dass dieses Zusammenkommen, ja dass diese Feier anders ist. Nicht nur, weil der Gründonnerstag mit dem Abendmahlsamt der Anfang einer dreitägigen Feier bis zum Osterfest ist. Auch nicht nur, da ein weiteres Zeichen im Mittelpunkt stehen wird, nämlich das der Fußwaschung. Diese Feier ist vor allem anders, weil sie etwas besonderes ist.
In diesem Abendmahlsamt hinterlässt uns Jesus ein sichtbares Zeichen, von dem wir leben sollen. Er schenkt uns seinen Leib und sein Blut, wenn er im Abendmahlssaal mit seinen Jüngern versammelt, das letzte Abendmahl feiert. Er sagt ihnen so deutlich: Auch wenn ich nicht mehr greifbar unter euch gegenwärtig sein werde, lasse ich euch nicht im Stich. Ich hinterlasse ich euch ein sichtbares Zeichen, das fortan eure Mitte sein soll.
Glaube lebt von der Gemeinschaft wie auch in anderen Bereichen deutlich wird
Jesus begeht das Abendmahl im Kreise seiner Jünger und er will auch später die Mitte ihrer Begegnungen sein. Er sagt ihnen daher nicht: Denke alleine an mich und pflege deinen Glauben nur für dich. Es ist ja die Haltung, die heute viele Menschen haben, die sagen: „Glauben kann ich auch für mich. Dafür brauche ich keine Kirche.“ Ich glaube nicht, dass Jesus etwas dagegen hat, wenn wir für uns selbst unseren Glauben stärken. Doch er hat etwas dagegen, wenn wir isoliert glauben. Nicht umsonst sagt er uns: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Mt 18,20)
Denn natürlich kann ich auch alleine für mich den Ball kicken, aber ob mir das auf Dauer Spaß macht? Ich kann auch alleine mein Instrument spielen, doch sage ich aus eigener Erfahrung: Wer die Gemeinschaft eines Orchesters erlebt hat, der probt sicher gut für sich und den eigenen Part, doch geht er innerlich ganz auf, wenn die verschiedenen Klänge zu einem gemeinsamen Stück werden.
Sehnsucht nach Gemeinschaft in unserer Gesellschaft
Liebe Kinder und Jugendliche, Familien, Schwestern und Brüder im Herrn versammelt, ist es nicht eigenartig, dass in unseren Tagen auf der einen Seite der Individualismus immer größer wird und gleichzeitig so viele Aufrufe starten mit der Botschaft: „Wir brauchen uns als Gemeinschaft!“?
Einerseits sitzen selbst Familien gemeinsam am Tisch, wenngleich die einzelnen Beteiligten für sich am Tablet oder Handy tippen, während ein individualistisches Gemeinschaftsmahl eingenommen wird. Ich sage es ganz ehrlich: Mich verstört dieses Verhalten immer wieder, wenn ich es mitbekomme. Stärker könnte man eigentlich gar nicht zum Ausdruck bringen und sagen: „Du interessierst mich nicht. Ich habe Wichtigeres zu tun als Zeit mit dir zu verbringen.“ Stellt euch doch einmal vor, wenn Jesus mit den Jüngern am Tisch gesessen wäre und jeder hätte vor sich hingetippt. Da wäre nichts an Gemeinschaft entstanden. Da hätte es keinen Wert mehr gehabt, wenn sie sich später zusammensetzten, um das Gedächtnis Jesu zu feiern.
Oft höre ich Menschen sprechen: „Das Wichtigste für mich ist die Familie.“ Ich glaube ihnen das auch, doch habe ich auch so einige Anfragen in Zeiten, in denen gemeinsame Zeit selten geworden ist. Manche gehen sich auch dann aus dem Weg, wenn sie zusammenkommen. Dann, wenn sich jeder in seine Ecke verkriecht und die eigenen Interessen pflegt.
Versteht mich nicht falsch, liebe Schwestern und Brüder, es geht mir nicht um ein Bashing, sondern um einen ernst gemeinten Aufruf dazu, Gemeinschaft wirklich zu leben. Und das hat eben Konsequenzen. Wenn ich Gemeinschaft leben will, dann muss ich auch füreinander da sein.
Gemeinschaft lebt von der Dienstbereitschaft
1) Jesu Zeichen des Dienens
Jesus macht das deutlich in der Fußwaschung, die wir heute besonders in den Blick nehmen. Er sagt damit deutlich: Das Wichtigste an der Gemeinschaft ist das gegenseitige Dienen. Er weiß, dass seine Jünger ihm oft gedient haben und auch künftig dienen werden. Doch nimmt er sich nicht heraus. Im Gegenteil. Auch er nimmt den untersten Platz in der Gemeinschaft ein und vollbringt den Liebesdienst, indem er ihnen die Füße wäscht.
2) Unsere Gesellschaft ist an Diensten arm geworden
Die Botschaft ist bis heute gut verständlich: Liebe den Nächsten wie dich selbst. Und sein Auftrag hat sich fortgesetzt in der gelebten Caritas, die in unseren Zeiten bedroht ist. Nur wenige Menschen übernehmen für ihren Nächsten einen Dienst. Krankenhäuser und Senioreneinrichtungen schließen Abteilungen, weil das Personal – auch nicht aus den anderen Ländern – für unseren Bedarf ausreicht. Gasthäuser schließen, weil sich keiner mehr am Abend und Wochenende in Dienst nehmen lassen will. In unseren Gemeinden fallen Feste und Zusammenkünfte aus oder nehmen ab, weil Menschen innerlich sagen: Das Angebot nutze ich zwar gerne, aber einen Dienst möchte ich nicht übernehmen. Auch hier, versteht mich bitte nicht falsch: Ich kenne diejenigen, die das wunderbar machen und die sich in Dienst nehmen lassen. Ihnen sei daher von meiner Seite aus immer ein besonderes „Vergelt`s Gott und Danke“ gesagt. Es geht mir vielmehr darum, dass wir alle das immer wieder auf uns wirken lassen und uns dadurch fragen: Wo kann ich mich einbringen und zu Diensten stehen? Und das ist nicht nur eine kleine Schar, sondern kann auch die Mehrheit aller sein.
3) Ein besonderes Beispiel des Dienstes
Ich möchte hier auch die Stelle nutzen, um an unseren fleißigen und leider so plötzlich verstorbenen Mesner zu denken, der nicht nur bei uns in der Kirche, sondern in vielen Diensten in unserem Ort stets bereit und einfach da war. Und das ohne Murren und Zögern, sondern aus meiner Erinnerung und kurzen Zeit der Erfahrung mit ihm immer mit einem freundlichen Lächeln. Viele mehr von ihm täten unserer ganzen Welt und sicher auch unserem Ort gut.
Mehrere Menschen in seiner Gesinnung würden immer wieder mahnen und sagen: Nutzt die Gemeinschaft. Sie ist ein großes Geschenk!
4) Aufruf zum Mitmachen
Ich möchte daher gerade allen Mut zusprechen, die nicht so oft zu uns hier zum Gottesdienst kommen: Habt Mut das Geschenk der Gemeinschaft anzunehmen! Es braucht dich und mich, damit wir uns als Gemeinschaft verstehen und dann auch erleben können!
Und so ist denke ich wieder neu verständlich geworden, wovon Gemeinschaft lebt und was sie uns bedeutet.
Das Zentrum unserer Gemeinschaft: die Eucharistie
Zum Schluss möchte ich noch zum letzten Teil meines Predigtsatzes etwas sagen. Es ist die Frage danach, was uns die Eucharistie bedeutet. In der dogmatischen Konstitution „Lumen gentium“ des Zweiten Vatikanischen Konzils wird sie in Nr. 11 als „Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“ bezeichnet. Ich meine, dass diese Tage das wieder neu verstehen lassen. Ich muss selbst im eigenen Leben spüren, dass mir Jesus wichtig ist. Dann habe ich auch eine Sehnsucht nach ihm. Dann will ich ihm begegnen und zehre von der Kraft, die er mir schenkt. Wenn du das bisher noch nicht gespürt hast, dann sprich mit Menschen, die aus der Kraft der Eucharistie leben. Dann schließe dich einer Gemeinschaft an, die den Glauben vertiefen will. Im Rahmen des Heiligen Jahres, das uns bevorsteht, wird es dazu auch zahlreiche Angebote geben, die die Projektgruppe – zu der auch ich gehöre – in Planung hat. Und wir freuen uns über einen jeden Menschen, der sich in den Dienst nehmen lässt.
In wahrer Gemeinschaft lasst uns daher einsteigen in dieses große Fest des Glaubens. Lasst uns die Kraft der Gemeinschaft spüren und uns von ihr beflügeln. Und lassen wir uns stärken von der Kraft, die von der Eucharistie zu uns strömen will – nicht nur in dieser Feier, sondern immer dann, wenn wir Eucharistie feiern. Amen.
Danke! Sehr klare und mutmachende Worte!
Lasst uns anfangen, gemeinsam können wir die Liebe des Herrn in uns atmen und daraus leben. Danke